Wissen unsere Kiddies mehr über Klimawandel als wir?
Was wissen die ? ... und woher bekommen die ihre Infos?
Letzten Sonntag auf der Couch im Smartphone YouTube am Surfen …
… bin ich auf den YouTube-Channel Planet B gestoßen … nur mal so als einfaches Beispiel, wie Knowhow an Kids & Co weitervermittelt wird.
Poppig-lässig-cool, mundgerecht portioniert – verpackt die Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge & Team im Channel – sei Dank, nicht ganz so wie sich das ihr Namensvetter wohl gewünscht hätte – die ernsten Themen Klimawandel & Nachhaltigkeit für Jugendliche … und auch, wie ich finde, für nicht beratungsresistente Erwachsene! Und das inkognito für den Bayrischen Rundfunk.
ZDF (Zahlen, Daten & Fakten) über Klima & Co. mal attraktiv … und dieses Wissen würde auch so manchen oder einigen Politikern, besonders den Lobbyisten unter ihnen, gutstehen. Lustig oder auch irgendwie traurig.
z. B. das mit den 1,5 Grad … und nicht mehr! Warum nicht 2,0? Was sind die Klimakiller bzw. wo sind die „points of no return“? Kann Europa, kann Deutschland, kann meine Familie, kann ICH das Klima überhaupt retten? Das Tempolimit – point of view Wissenschaft vs. Politik?
Auf so leicht verdauliche Art über den Tellerrand schauen, die Hintergründe und die Ziele des Klimaabkommens und die Bemühungen, diese auch einzuhalten, verstehen zu können, kann sicher nicht schaden! Ja, vielleicht kann es sogar helfen. Und … wär‘ doch wirklich peinlich, wenn die next generation tatsächlich mehr wüsste als wir.
Die ein oder andere Maßnahme sollte doch bei dem Knowhow wohl schneller umsetzbar sein?! … oder doch nicht? Da fällt mir doch direkt das Thema intelligente Messsysteme ein …
Wirf doch mal ein Auge in den YouTube-Channel Planet B rein!
Gestoppt! Smart Meter Rollout in Deutschland
What?
Das BMWi – beim Kürzel wird wohl auch „Energie“ gespart – erklärt, wofür wir intelligente Messsysteme und Zähler brauchen:
Okay … verstanden: Klima retten, am 1,5°-Ziel arbeiten. Finde ich gut.
Und wie sieht denn nun der intelligente Zähler aus? Erst ´ma´ Wikipedia
– natürlich nur für einen oberflächlichen Überblick – und voilà … wow! … da iss´a!
Ich frage also meine schlauen Kollegen, ob sie den „neuen“ METERUS kennen und Michael sagt mir, dass der bei Stadtwerk Haßfurt schon am Laufen ist. Also da mal recherchiert und ich finde auf deren Homepage die Info, dass die in ihrer hood den Rollout bereits 2012 komplett abgeschlossen haben und welche Vorteile das für Ihre Kunden gebracht hat!
Durch häufigere und genauere Ablesungen der Daten kann ich mein Verbrauchsverhalten exakt nachvollziehen und gegebenenfalls nachjustieren. Über ein Kundenwebportal kann ich sehen, wie sich der Stromverbrauch verändert, sobald ich bestimmte Haushaltsgeräte durch energieeffizientere ersetze. Z. B. kann ich bei einem flexiblen Stromtarif meinen E-Wagen zu einer „günstigeren“ Zeit laden oder meine Waschmaschine Wäsche waschen lassen. Und das Beste … ich könnte doch dann mit dabei helfen, dass das Niederspannungsnetz stabil bleibt und vielleicht mal auch nur mit Ökostrom nachgefüllt werden kann!
Aber Moment mal … es hieß doch, dass der Rollout gestoppt wurde? Sieht es denn in Deutschland nicht wie in Haßfurt aus? Ich finde im Final Report Benchmarking Smart Metering Deployment in the EU-28 des Publications Office of the European Union folgende ernüchternde Grafik auf Seite 21 …
… und man ahnt es schon. Es schreit nach DSGVO … die Verfolgungsangst macht sich breit, der Konjunktiv erobert die Bevölkerung: Jemand könnte – illegaler Weise – Verhaltensinformationen von mir abgreifen und Dritte an meine Verbraucherdaten kommen: „Ich weiß, wann du duschst, wann und wieviel Kaffee du trinkst, zwar Wäsche wäschst aber nicht bügelst und was du dir im Fernseher reinziehst!“ Oder, dass von überall auf der Welt oder direkt hinter der Hecke jemand aushacken kann, dass ich gar nicht zu Hause bin!
Okay … und welches DSGVO-konforme „intellligente“ Messsystem gibt es stattdessen auf dem Markt? … ich surfe weiter und stoße auf die Bestimmungen des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik). Die „moderne Messeinrichtung“ für den DSGVO-bewussten Privat-Endkunden – exklusiv in Deutschland, Land der Dichter und Denker – ist digital (digitales Display, weis´te!). Der kann, ich muss mich festhalten, meine Verbrauchsdaten tages-, wochen-, monats- und jahresgenau abspeichern (gähnende Stille umgibt mich …) Und der letzte Schrei in der Stille! Der kann die auch wieder löschen. Und das alles ABSOLUT SICHER! … Sicher, weil … die Einrichtung nicht online ist (keine Kommunikationsstelle hat). Der Unterschied zwischen altem und nun modernem Zähler ist noch nicht einmal so groß wie der zwischen einer analogen und digitalen Uhr (nicht Smartwatch!).
Na klar! In den weiten Tiefen des Technikraums eines Mehrfamilienhauses, Kellers oder wo auch immer– ist der DSGVO-sensible Endkunde, geschützt und abgeschirmt vor fremden neugierigen Blicken, in der Lage, ganz im Privaten, seinen Duschverbrauch zu ermorsen!
Blink, blink, blink. Ja, richtig verstanden. Blink, blink. Ausgestattet mit Taschenlampe, 4-stelliger PIN und einem ausgeklügelten Morsecode-Vokabular kann er täglich seinen Verbrauch zurückverfolgen. Man müsste natürlich täglich bzw. nach jeder Nutzung eines Endgeräts runter rennen, um ein differenziertes Bild seines Verbrauchs zu erhalten (was hat man wie lange mit welchem Gerät verbraucht) und mit diesen geheimen Daten kann man nun im Inkognito-Browsermodus im Internet Daten ziehen und mit seinen Daten Vergleiche ziehen, ob man nun ein über-, unter- oder durchschnittlicher Verbraucher ist, sich – mündig wie man ist – selbst hilft besser zu werden. Will man das? Ist man, ob DSGVO-sensible oder nicht, so freiwillig emsig? … nur ca. 3 %. Wen wundert´s. Nicht mehr ganz dicht, die Denker 😀
Und nur damit keiner sieht, ob man nicht zu Hause ist? Aber das kann jemand auch sehen, wenn er aus der Hecke hervortritt und auf meine Fenster schaut. Und wenn er schon so ein „Hack“meck betreibt – wäre es da nicht einfacher auf mein Smartphone zuzugreifen? Da hätte er sofort punktgenau, in HDR GPS-Daten, Farbbild und vertont und müsste nicht Stromverbrauchsdaten mit ausgeklügelten Algorithmen und Wahrscheinlichkeitsberechnung dechiffrieren, wann ich das nächste Mal nicht zu Hause bin. Fix dann noch bei Google Maps sich eine Route berechnen lassen, um die Häuser auf der kürzesten oder schönsten Strecke abzuklappern. Sich überwacht fühlen? … ja, aber an der falschen Stelle …
Die Möglichkeit aber, dass einem bewusst gemacht werden kann, wie viel Strom man verbraucht und CO2 produziert und einem bewusst gemacht wird, wo man was verändern, verbessern oder sogar abstellen kann und damit den Klimawandel effektiv aufhalten kann, diese Möglichkeit zieht man nicht in Betracht. Sollen doch die Korallenriffe und der Amazonas absterben, die Pole schmelzen, die Insulaner des Inselstaates Kiribatis ersaufen! Hauptsache keiner weiß, wieviel Kaffee ich trinke. Der Kaffeebohnenpreis könnte ja bedenklich steigen.
Achso, by the way, man könnte auch – falls das Klimathema nicht so ziehen sollte – damit argumentieren, dass man mit Smart Metering – wenn man es vorantreiben würde – Energie und, klaro, Geld sparen könnte. Geld zieht ja am meisten. Als Nebenwirkung käme quasi fast unbemerkt Klimaschutz zustande.
Die intelligenten Messsysteme bleiben aber vorerst nur bestimmten Kundengruppen (ab 6.000 KW/Jahr) vorbehalten – die Frage ist: Warum? Lohnt es sich nur bei denen? … hmm. Der Rollout, der noch gar nicht stattgefunden hat, ist gestoppt? Sorry liebe Architekten und Gesetzgeber … was oder wer auch immer dieses „Schneckentempo“ in der Digitalisierung der Energiewirtschaft vorantreibt, hat nicht die 1,5° vor Augen und rennt mit Scheuklappen durch die Gegend!
Wie es besser gehen kann, hat Karolin Hüppe von Arthur D. Little sehr hübsch hier zusammengefasst.
Kundeninformation ist ein guter Baustein, um Akzeptanz zu schaffen. Da hilft es aber nicht gerade, eine umständliche Bedienungsanleitung für eine „moderne Messeinrichtung“ auf der Website zu hinterlegen, die komplexer ist als der DNA-Code eines Einzellers.
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Von der Wiege in die Wiege – Zauberformel für Nachhaltigkeit
Cradle to cradle
Frau Kemfert ist Wirtschaftswissenschaftlerin, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am DIW (Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung), Professorin an der Leuphana Universität Lüneburg.
Wo wollen wir wirklich hin? Brauchen wir dringend weiteres Wachstum? Wie sieht die Transformation unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit aus?
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